Die Idee
Darf`s nicht ein bisschen mehr sein? Mit dieser Frage hat die Christophorus-Gemeinschaft im Sommer 2018 zu einer Diskussion über Inklusion eingeladen. Die Antwort für Niederweiler lautet JA. Ein ganzes Quartier soll zu einer inklusiven Gemeinschaft zusammen wachsen. Dazu braucht es eindeutig ein bisschen mehr.
Es braucht zum Beispiel Clusterwohnen. Gemeint ist ein bauliches Konzept als Kombination aus Kleinstwohnungen und Wohngemeinschaften mit flexiblen Grundrissvarianten. Wenn eine einzelne Person für sich alleine nur ein Ein-Zimmer-Apartment mit Bad und Teeküche braucht, wenn sich vor der Wohnungstür kein Treppenhaus sondern eine große Wohnküche oder ein anderer Gemeinschaftsbereich befindet, dann ist beides gleichzeitig möglich: Das Leben in einer Wohn- und Hausgemeinschaft und der Rückzug in die eigene komplette Wohnung. Durch geringe bauliche Veränderungen lassen sich Cluster-Wohnungen unterteilen oder wieder zu größeren Einheiten zusammenschließen. Im Quartier in Niederweiler wird es statt Einfamilienhäusern mit Gartenzaun viele verschiedene Wohnungstypen geben. Da sich die frei finanzierten Wohnungen mit wenig Aufwand an die Vorgaben der Landesheimbauverordnung anpassen lassen, können Männer und Frauen mit Assistenzbedarf auch dorthin wechseln und umgekehrt. Ob Wohngruppe, Paar- oder Einzelwohnen, Menschen mit Behinderung haben die Wahl. Sie leben gleichzeitig im Schutz einer Nachbarschaft, die sich untereinander gut kennt. Bei der Vergabe von Fördermitteln konnte das Wohnkonzept als innovatives und inklusives Projekt überzeugen.
Ein bisschen mehr bringt auch die Grundstücksgemeinschaft mit einem engagierten Projektpartner. Bei der Gestaltung der Außen- und Gartenbereiche können Bedürfnisse gebündelt werden. Nicht jeder braucht einen eigenen Grill auf der Terrasse. Auf Grünflächen kann gemeinschaftlich gegärtnert werden. Carsharing bietet sich an, sogar eine Ladestation für Elektrofahrzeuge ist im Gespräch. Über alle Häuser hinweg können Gästewohnungen für Angehörige und Freunde vorgehalten werden, wenn sich die Bewohner darauf einlassen. Damit das soziale Experiment gelingen kann, braucht es auch ein bisschen mehr Austausch und viel Engagement von allen Beteiligten.
Die Männer und Frauen aus der Christophorus-Gemeinschaft sind sehr gespannt auf ihr neues Zuhause. Sie freuen sich auf einen eigenen Fernseher und auf den neuen Garten. Sie möchten als Paar in eine eigene Wohnung ziehen. Sie sind froh, dass die Schwester in Zukunft zu Besuch kommen und über Nacht bleiben kann. Groß ist die Freude besondere dann, wenn Eltern, Geschwister oder andere Verwandte mit ins Quartier einziehen. Was nicht nur grundsätzlich möglich ist, sondern von mehreren Angehörigen ganz konkret geplant wird.