Gebäude von außen © KBZO
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Weingarten: Von Anfang an dabei

Das Neubaugebiet Kuenstraße Nord in Weingarten ist auf dem besten Weg zum inklusiven Quartier: FINKA heißt das Wohnprojekt für Menschen mit Behinderung. Es soll zu einem zentralen Treffpunkt im Viertel werden.

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Gemeinsam erschließen sie Neuland: 24 meist junge Leute mit Behinderung, die sich eine ganz besondere FINKA teilen: nicht etwa auf Mallorca, sondern in Weingarten. FINKA steht für Freizeit – Inklusion – Alltags­begleitung. Das Wohnprojekt belegt 14 Wohnungen in zwei neu errichteten Gebäuden, in denen auch Mieter ohne Handicap leben.

„In Weingarten als Hochschulstandort ist bezahlbarer Wohnraum knapp“, erklärt Christian Mahl, Leiter des Geschäftsbereichs Wohnen und Leben bei der Stiftung Körperbehindertenzentrum Oberschwaben - KBZO. „Barrierefreier Wohnraum erst recht.“ Als das Neubaugebiet ausgewiesen wurde, griffen die KBZO und ihre Partner deshalb zu.

Die KBZO errichtete Haus A als stationäres Wohnangebot für junge Erwachsene mit 12 Plätzen, verteilt auf zwei Fünf- und zwei Zweieinhalb­-Zimmer-Wohnungen. Die Wohnungen haben jeweils eine geräumige Wohnküche und einen großzügigen Balkon. Immer zwei ­Bewohner teilen sich ein Bad. „Die beiden Jungs in der einen Zweier-WG haben sich schon ein Zimmer in unserem Schülerwohnheim geteilt“, sagt ­FINKA-Leiter Markus Katruff. Nun bleiben sie weiter zusammen.

Gäste sind willkommen

Gäste sind willkommen: Im Erdgeschoss steht ein eigenes Zimmer mit Bad für Besucher der Hausbewohner zur Verfügung. Der große Gemeinschaftsraum mit seiner gläsernen Fassade öffnet Haus A nach außen. Hier soll künftig ein Treffpunkt für das neue Viertel entstehen. „Ein Nachbar hat schon angefragt, ob er den Raum für eine Tauffeier mieten kann“, freut sich Mahl. Die Vernetzung mit der Nachbarschaft, den örtlichen Vereinen und die Planung von Veranstaltungen steht ohnehin auf der To-Do-Liste der KBZO.

Foto von zwei Personen auf der Couch © Kleusch
© Kleusch
Christian Mahl und Markus Katruff von der Stiftung KBZO.

Gleich gegenüber von Haus A hat der Elternverein Hilfe für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V. gemeinsam mit der Stiftung Herzens(t)räume ein zweistöckiges Haus für 12 ambulant betreute Plätze, vorwiegend im Einzelwohnen, errichtet. Ein zehnköpfiges Team kümmert sich – teils in Teilzeit – um die nötige Unterstützung der insgesamt 24 FINKA-Bewohner. Es gibt eine ständige Rufbereitschaft. 

Ein Projektziel ist, die Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung durchlässiger zu machen. Das FINKA-Angebot setzt auf passgenaue Begleitung und Betreuung der Bewohner. „Einige entwickeln sich Richtung Selbstständigkeit, andere brauchen mehr Unterstützung“, so Mahl. Markus Katruff erzählt: „Jeweils etwa die Hälfte der Bewohner hat vorher im Elternhaus oder in einer unserer Wohngruppen gelebt.“ Und sie alle bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit, denen das Projekt gerecht werden will.

Die Altersspanne der Bewohner reicht von 20 bis 50 Jahren, die meisten sind noch jung. Und sie wollen was erleben: mit dem barrierefreien­ Linienbus ist man schnell in Weingarten oder Ravensburg. Bäcker, ­Apotheke, Friseur und großer Supermarkt sind in der Nähe.

Rund 150 Menschen sind mittlerweile in das neue Viertel gezogen. Viele der neuen Nachbarn drängten sich beim Quartiersfest Ende September 2016 im lichtdurchfluteten Gemeinschaftsraum. Christian Mahl: „Das Fest war ein voller Erfolg.“ Ein gutes Vorzeichen.

mok

4,4 Millionen € Gesamtkosten

Die Stiftung KBZO (www.kbzo.de) investierte in Haus A 2,2 Millionen €. 470.000 € kamen über den KVJS, aus dem Fördertopf des Landes Baden-Württemberg stammten 280.000 € und weitere 100.000 € von der Aktion Mensch.

Der Elternverein Hilfe für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V. (www.vbh-wgt.de) und die Stiftung Herzens(t)räume brachten ebenfalls 2,2 Millionen € für ihr Haus auf. 200.000 € schoss die Aktion Mensch zu.